„In den kommenden Jahren wird sich Interior Lighting massiv verändern und dem Auto eine völlig neue Bedeutung geben“, sagt Lars Raith. Der CEO von wontec, Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen für die Automobilindustrie, schreibt in seinem persönlichen Essay, wie OEMs mit den aus der Lichtkunst stammenden Anwendungsmöglichkeiten von Licht ihre Brand Experience emotionalisieren werden.
Von Lars Raith
Licht wird Autos eine völlig neue Bedeutung geben.
Lars Raith, CEO bei wontec
Das Auto hat einen Teil seiner Seele verloren. Obwohl das Auto noch immer das wichtigste und beliebteste Transportmittel der Deutschen ist, stößt sich sein ursprünglicher Geist von Individualität, Freiheit, Technologie- und Materialromantik mit dem aktuellen Zeitgeist. Der weltweite Trend hin zu Elektroautos, insbesondere auf wichtigen Absatzmärkten wie China, verstärkt den Identitätsnebel des Autos.
OEMs suchen nach Lösungen und haben ein bisher nahezu ungenutztes Tool entdeckt: Licht im Interior. Ich meine nicht etwa funktionale Leuchten oder punktuelle Ambiente-Beleuchtung. Es geht um eine völlig neue Ebene: natürliche Lichtstimmungen als Gesamtkonzept fürs Interior, die auf die Stimmung der Passagiere einwirken und Emotionen in ihnen auslösen.
Aus der Forschung und aus der Lichtkunst weiß man: Licht ist ein Material, das tiefer geht als haptische Elemente wie Hölzer oder Metalle. Ähnlich wie Musik hat Licht die Fähigkeit, Reaktionen im menschlichen Körper auszulösen. Es kann beispielsweise den Serotoninspiegel beeinflussen, einem müden Fahrer frische Energie verleihen oder einen gestressten Fahrer ausgleichen. Es kann Stimmungen kreieren und Wohlbefinden auslösen.
„Die emotionale Wirkung von Licht wird als Teil seiner Funktion integriert werden.“
In dieser Hinsicht ist Licht ein ungenutztes Medium im Automotive Interior. Ein Medium, in dem OEMs hoch attraktives Potenzial sehen, um ein nachhaltiges Markenerlebnis zu schaffen, die emotionale Bindung zur Brand zu stärken und den Produktwert zu erhöhen. Licht wird Autos eine völlig neue Bedeutung geben.
Die Technologien sind heute schon vorhanden. Erfahrungen aus den komplexen Anforderungen vieler Lichtkunstinstallationen zeigen die Wirkung von natürlichem RGBW-Vollspektrumlicht, mischen verschiedenste Farben zu Lichtstimmungen und schaffen stufenlose Übergänge. Hieraus wird die Automobilwelt viel übernehmen. Relativ ungewohnt ist dabei noch die Forderung nach 4-Kanal-Steuerung, eben um durch RGBW eine aktivere Lichtmischung zu erreichen. Ich gehe davon aus, dass diese Art von Lichtanwendung in den nächsten Jahren durch die Decke gehen wird und die emotionale Wirkung als Teil der Funktion von Licht integriert wird. So mischen sich Funktionen aus UX/HMI (Human Machine Interface), über die Automobile mit ihrem Umfeld und so auch den Passagieren kommunizieren können, mit den neuartigen emotionalen Lichtwirkungen. Ganz einfach deswegen, weil Licht dem Auto neue Seele einhauchen kann.